»Angst vor diesen jungen Leuten«? Die Debatte um die Absenkung des Wahlalters

Von Milena Kupka

Als das Grundgesetz vor 75 Jahren verabschiedet wurde, betrug das Durchschnittsalter der Bevölkerung 35 Jahre. Heute sind die Deutschen im Schnitt zehn Jahre älter. Bei der letzten Bundestagswahl stammte jede fünfte Stimme von einer Person über siebzig, Tendenz steigend. Die aus gestiegener Lebenserwartung bei gleichzeitigem Geburtenrückgang resultierende gesellschaftliche Überalterung sorgt für eine stetige Machtverschiebung zugunsten der Älteren. Dass das oftmals nicht als demokratischer Idealzustand gilt, lässt sich an Schlagworten wie »[e]rgraute Demokratie«[1], »Altenrepublik«[2] und »Gerontokratie«[3] erkennen. Gerade mit Blick auf den Generationenvertrag und die Folgen der Klimakrise wird mit Sorge betrachtet, dass ein immer größer werdender Anteil älterer Menschen für politische Entscheidungen zuständig ist, deren Konsequenzen vor allem Jüngere treffen. Daraus ergibt sich der Ruf nach einer umfassenderen Repräsentation junger Menschen.
[...]

[1] Achim Goerres, The political participation of older people in Europe. The greying of our democracies, Basingstoke 2009.

[2] Stefan Schulz, Die Altenrepublik. Wie der demographische Wandel unsere Zukunft gefährdet, Hamburg 2022.

[3] Hans-Werner Sinn & Silke Uebelmesser, Pensions and the path to gerontocracy in Germany, in: European Journal of Political Economy, H. 1/2003, S. 153–158.

Seite ausdrucken

Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.1-2-2024 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024