Volksfront und Einheitspartei Die Linke im Schatten des spanischen Bürgerkriegs
Wo Spaltung und Konfrontation auftauchen, ist die Beschwörung der Einheit nicht weit.[1] Diese alte und nicht nur politische Erfahrung gilt insbesondere für die Geschichte der Linken. War die 1864 gegründete Erste Internationale im Wesentlichen am Konflikt zwischen Anarchisten und Marxisten zerbrochen, so bemühte sich ihre Nachfolgerin, die 1889 gegründete Zweite Internationale, im Falle von Spaltungen intensiv um die Wiederherstellung der Einheit.[2] Das Musterbeispiel dafür war der Zusammenschluss der verschiedenen sozialistischen Parteien in Frankreich im Jahr 1906 zur SFIO (Section Française de l’Internationale Ouvrière). Weniger erfolgreich gestalteten sich hingegen die Einheitsverhandlungen bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs für das Russische Reich oder dann bis in den Krieg hinein in den USA.
Die zugrunde liegenden Konflikte hatten sich im Großen und Ganzen nach einem traditionellen Links-Rechts-Schema entwickelt. Wo aber die »nationale Frage« hineinspielte – etwa bei den Tschechen oder Polen –, verliefen Einheitsbemühungen noch aussichtsloser.
Den entscheidenden Einschnitt stellten allerdings die politischen Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf den Sozialismus dar. […]
Anmerkungen:
[1] Die folgenden Ausführungen greifen auf eine Studie zurück, in der die einzelnen Aspekte weitaus ausführlicher und mit detaillierten Belegen dargestellt sind: Reiner Tosstorff, Die Kommunistische Internationale und die Frage der Einheitspartei während der Volksfront, in: Centenaire Jules Humbert-Droz. Colloque sur l’Internationale Communiste, La Chaux-de-Fonds, 25–28 septembre 1991, La Chaux-de-
Fonds 1992, S. 361–396.
[2] Für das Folgende sei aus Platzgründen auf umfassende bibliografische Hinweise verzichtet. Noch immer nützliche Überblicke liefern die relevanten Abschnitte bei Julius Braunthal, Geschichte der Internationale, Bd. 1 u. 2, Hannover 1961 u. 1963 oder bei Jacques Droz (Hg.), Geschichte des Sozialismus, 15 Bde., Frankfurt a. M. 1974–1984.
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4-2016 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2017