Willkommenskulturen in Ostdeutschland Flüchtlinge, Flüchtlingsbilder und Flüchtlingsgegner

Von Frank Eckardt

Während Deutschland in den letzten Wochen in den Modus des Krisenmanagements geschaltet hat, stellt sich die Frage nach den langfristigen Perspektiven, die sich aus der Flüchtlingsaufnahme für die Gesellschaft ergeben werden. Zu erwarten ist, dass bei den schon prognostizierten Konkurrenzen um Wohnungen, Arbeitsplätze und andere knappe Güter nach weitergehenden Begründungsnarrativen gesucht werden wird. Diese Narrative werden die allgemeine Akzeptanz der Flüchtlingsaufnahme mit konkreten politischenEntscheidungen zu verbinden haben. Zu  beobachten ist, dass die »Willkommenskultur« nicht unangefochten ist. Ihr stehen diffuse Diskurse gegenüber. Die Stärke des Willkommensnarrativs ist dessen positive emotionale Besetzung. Welchen Unterschied dies machen kann, hat man in den vergangenen Monaten in Ostdeutschland beobachten können. Zu sehen ist hier auch, dass es sich um einen nach wie vor ambivalenten Zustand handelt, der nicht automatisch in zunehmender Weltoffenheit enden muss.

Sachsen und Thüringen: Beide Freistaaten werden – wie manch anderes Bundesland zweifellos auch – in einer bislang ungekannten Weise mit der Aufgabe der Flüchtlingsaufnahme konfrontiert. Die soziale Ausgangslage zwischen Thüringen und Sachsen unterscheidet sich dabei kaum. Unerfahrenheit im Umgang mit Fremden und kultureller Diversität lassen sich hier wie dort konstatieren. In Dresden hat die Pegida-Bewegung bislang die Agenda vorgegeben, in Kleinstädten wie Freital wurde medienwirksam gegen Asylbewerber gehetzt. […]

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4-2015 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2015