»Mehr als das Leiden an Beschäftigungsbedingungen« Zur Lage deutscher Universitäten
An deutschen Universitäten gewinnt die Disziplin der Kritik wieder mehr Relevanz. Doch dieses Mal geht es nicht um Kritik als theoretisches Instrument, sondern als Grundlage einer geforderten praktischen Veränderung der wissenschaftlichen Welt. Denn die Institution Universität steckt in einer unvollkommenen Transformation zwischen altehrwürdiger Alma Mater und leistungsstark-exzellentem Forschungsstandort fest. Die derzeitigen Debatten über eine notwendige Veränderung dieser Lage zeigen, dass dabei manche der akademischen (hochschulpolitischen? organisatorischen?) Grundfesten erschüttert werden könnten bzw. erschüttert werden sollten.
Zunächst möchte ich erläutern, was ich mit der unvollkommenen Transformation der deutschen Hochschullandschaft meine, die seit der Öffnung der Universitäten für die Vielen in den 1970er Jahren bis zur neuen Auslese der Exzellenten in den 2000er Jahren stattgefunden hat. Die Probleme, die aus diesem Wandlungsprozess entstanden sind, bilden heute das Kernstück der Diskussion um die Lage der deutschen Universitäten und derjenigen, die dort arbeiten und studieren. Diese Debatte lässt sich anhand der Schlagworte Befristungspraxis, Abhängigkeit und veränderte Wissenschaftskultur auf drei konkrete Aspekte fokussieren, die in diesem Text aufgegriffen werden. Sie verweisen auf bereits deutlich sichtbare Risse in den akademischen Grundfesten. […]
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-2017 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2017