Verehrt, Verfolgt, Vergessen Juden im deutschen Fußball und der lange Weg zur aktiven Erinnerungsarbeit

Von Lorenz Peiffer  /  Henry Wahlig

In den ersten Jahrzehnten der Fußballgeschichte in Deutschland waren viele Menschen jüdischen Glaubens ein selbstverständlicher Teil der Fußballkultur: Juden waren gefeierte Spieler, geachtete Funktionäre, großzügige Förderer und Fans in ihren Vereinen. All dies änderte sich im Jahr 1933: Nur wenige Wochen nach der Machtübernahme der NSDAP begannen viele Vereine im vorauseilenden Gehorsam mit dem Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder und der Entfernung der bisherigen Teamkameraden aus dem kollektiven Vereinsgedächtnis.

Im folgenden Beitrag sollen die vielfältigen Aktivitäten deutscher Juden in der Geschichte des deutschen Fußballsports nachgezeichnet werden. Der Spannungsbogen dieser Untersuchung bewegt sich zwischen den Polen der Inklusion und Exklusion jüdischer Fußballer in bzw. aus der bürgerlichen Fußballkultur. Bis 1933 war der Großteil der jüdischen Fußballer in den sogenannten paritätischen Vereinen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) organisiert. Vor diesem Hintergrund stellen sich insbesondere Fragen nach dem Ausschluss jüdischer Mitglieder aus den Vereinen des DFB: Auf welche Weise trennten sich DFB-Vereine nach der NS-Machtübernahme von ihren jüdischen Mitgliedern und wie fügte sich diese Entwicklung in den gesamtgesellschaftlichen Prozess der Arisierung ein? Übernahm der Fußball eine Vorreiterrolle oder bot er besondere Freiräume, in denen Juden länger einen gewissen Schutz vor der NS-Verfolgung erhielten? [...]

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. -2020 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2020