National-klerikales Bollwerk Die Katholische Kirche in Polen

Von Klaudia Hanisch

Wer sich für einige Zeit in Polen aufhält, kann schnell den Eindruck gewinnen, dass hier die Uhren anders tickten. Auch im 21. Jahrhundert bleibt das Land die religiöse Ausnahme im säkularisierten Europa.[1] Augenfällig sind insbesondere die vielen gepflegten und stets mit frischen Blumen verzierten Kreuze und Kapellen am Straßenrand, die nach wie vor ein wichtiges Element der polnischen Kulturlandschaft sind; die stets gut besuchten Sonntagsmessen; die geradezu mythische Verehrung des verstorbenen Papstes Johannes Paul II.; und die vielen Pilgergruppen aus ganz Polen, die im Sommer zu Fuß nach Tschenstochau unterwegs sind.

Dass die Rolle der Kirche in Polen tatsächlich eine besondere ist, belegen auch Statistiken: 92,8 Prozent der Polen bekennen sich zum Katholizismus – der weltweit höchste Bevölkerungsanteil; zudem ist diese Zahl seit 1989 erstaunlich konstant. Immerhin 69,6 Prozent bezeichnen sich als gläubig.[2] Im Jahr 2012 gaben 76,9 Prozent sogar an, einmal im Jahr zu beichten, was in Anbetracht des faktischen Verschwindens der Beichte in anderen europäischen Ländern eine frappierende Zahl ist.[3] Das Netz der katholischen Gemeinden dünnt in Polen nicht aus, im Gegenteil wird es immer dichter. […]

Anmerkungen:

[1] Vgl. José Casanova, Religion, European secular identities, and European integration, in: Timothy A. Byrnes und Peter J. Katzenstein (Hg.), Religion in an Expanding Europe, Cambridge 2006, S. 65–92, hier S. 69.

[2] Vgl. o.V., Praktyki religijne w Polsce idą w górę, in: Gość.pl, 04.01.2017, URL: http://gosc.pl/doc/3627328.Praktyki-religijnew-Polsce-ida-w-gore [eingesehen am 02.02.2017].

[3] Vgl. o.V., Kościół polski w liczbach, in: Centrum Prasowe Papież w Polsce 2016, 13.06.2016, URL: http://www.pope2016.com/polska/o-kraju/news,452566,kosciol-w-polsce-w-liczbach.html [eingesehen am 02.02.2017].

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.&1nbsp;-2017 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2017