Von ›Kindlicher Stimme‹ und generationaler Ordnung Eine essayistische Verhältnisbestimmung
Kurzzeitig war die Aufregung groß, als die ARD an einem Sonntagabend im August 2024 ihren gewohnten Programmablauf unterbrach, um zur besten Sendezeit nicht den bekannten Fernsehkrimi zu bringen, sondern eine »Programmstörung« inszenierte, um »Kindern das Kommando« zu geben.[1] Unter dem Titel »#KINDERstören« wurde auf (fehlende) Rechte und Probleme von Kindern aufmerksam gemacht, wozu bekannte Sendeformate der ARD von Kindern nachgespielt wurden. Es gelte, so der verantwortliche Programmdirektor, »Kindern eine Stimme zu geben und sie zum selbstbestimmten Handeln zu befähigen und zu ermutigen.« Abgesehen von allgemeiner Zustimmung für das eigentliche Anliegen zeigte sich der Blätterwald durchaus irritiert, denn selbst pädagogischen Laien und kinderlosen Erwachsenen wurde sofort offenbar, dass die Kinder Texte aufsagen, die Erwachsene für Erwachsene geschrieben haben; »dass Kinder in Deutschland noch im Jahr 2024 vor Fernsehkameras gezerrt werden, um sich für Erwachsene zum Affen zu machen, wenn es doch eigentlich darum gehen soll, ihre Rechte zu stärken«, sei ganz und gar nicht »witzig«[2], kommentierte etwa ZEITonline.
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[2] Katrin Hörnlein, Zwei Minuten Fortschritt, 13 Minuten Rückschritt, in: Zeit Online, 29.08.2024, tinyurl.com/indes244s2.
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-4-2024 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024