Von der Tochter des Teufels zur Mutter der Nation Marine Le Pens Aufstieg in der Familiendynastie

Von Tanja Kuchenbecker

Marine Le Pen ist die mächtigste Frau Frankreichs. Nicht nur fuhr sie im zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl 2022 das Rekordergebnis von 41,5 Prozent ein und erhielt über 13 Millionen Stimmen, sondern ihr rechtsnationales Rassemblement National (RN, vormals Front National) stellt aktuell auch die größte Fraktion in der französischen Nationalversammlung. Angesichts der volatilen Parteienlandschaft werden ihr sogar gute Chancen eingeräumt, bei der nächsten Präsidentschaftswahl in den Elysée-Palast einzuziehen.

Seit Le Pen 2011 den Parteivorsitz von ihrem Vater übernommen hat, hat sie sich immer weiter ins Zentrum des politischen Lebens in Frankreich vorgearbeitet. Vor allem hat die Tochter des rechtsradikalen enfant terrible Jean-Marie Le Pen ihre Partei salonfähig gemacht. Ihr Erfolg basiert nicht zuletzt auf dem extremen Machtwillen der Familie Le Pen. Der Front National wurde in Frankreichs Medien oft als front familial bezeichnet. »Bei den Le Pens bleibt Politik in der Familie«[1], schrieb die Tageszeitung Libération. Die Dynastie Le Pen ist ein politisches Familienunternehmen, das auf Abgrenzung gegen äußere und innere Feinde aufgebaut ist. Im Gegensatz zu anderen politischen Parteien gibt es keine parteiinternen Kritiker, die es wagen, aus der Reihe zu scheren. Wer sich nicht fügt, sondern widersetzt, gar Anspruch auf die Parteiführung stellt, wird schnell entfernt. Ein Blick auf ihre Kindheit soll daher zeigen, wie Marine von der Familiendynastie Le Pen geprägt wurde

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[1] Vgl. Christophe Forcari, Le Pen, ses filles du calvaire, in: Libération, 12.05.2015, tinyurl.com/indes244x1.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-4-2024 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024