Partei 2.0: Neue Schläuche oder neuer Wein? Plattformen in der digitalen Transformation und was sie für Parteien bedeuten

Von Isabelle R. Borucki

Der Begriff »Partei 2.0« suggeriert einen tiefgreifenden Wandel politischer Parteien durch die digitale Transformation und die damit einhergehende Integration digitaler Plattformen. Diese Plattformen – Meta-Facebook, Instagram, aber auch Twitter/X, YouTube oder TikTok – spielen eine entscheidende Rolle nicht nur bei der Verbesserung, Vereinfachung und Beschleunigung der Kommunikation zwischen Parteien und Wählern, sondern auch bei der Förderung der aktiven Beteiligung der Bürgerinnen am politischen Prozess. Zumindest war dies lange Zeit die Annahme in Richtung einer geradezu utopischen Entwicklung von Interaktions-, Kommunikations- und Kollaborationsplattformen innerhalb der Architektur des Internets, das aufgrund seiner hierarchiefreien, anarchischen Struktur, seiner scheinbar einfachen Zugänglichkeit und seiner zunehmenden Omnipräsenz im Alltag genau dies versprach: Menschen und Personengruppen mitzunehmen, die sonst weniger zu Wort kommen, sonst weniger gehört werden, sonst weniger partizipieren (können). Doch es sollte anders kommen.

Die Nutzung sozialer Medien zur Verbreitung von Informationen, Diskussionen und politischen Botschaften durchdringt mittlerweile nicht nur den individuellen, sondern auch den kollektiven Alltag in Form von organisationsinternen Transformationen auf Plattformen. In ihrer Allgegenwärtigkeit sind diese Technologien zumindest bei jüngeren Nutzern analogen Interaktionsformen gleichgestellt. Das Smartphone und die darüber erreichbaren Gemeinschaften, die sogenannten Communities, sind aus dem (politischen) Leben nicht mehr wegzudenken. Die damit einhergehenden Veränderungen im Kommunikations- und Interaktionsverhalten, sowohl in der Rezeption und Wahrnehmung als auch in der Selbstdarstellung von Individuen, machen vor Parteien als intermediären Organisationen ebenso wenig Halt wie vor anderen Organisationen des täglichen Miteinanders.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.1-2-2024 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024