Ohne die westlichen Werte gibt es kein Europa Europa ist und bleibt unsere Zukunft

Von Jürgen Rüttgers

Als die emeritierte Anglistik- und Literaturprofessorin Aleida Assmann im Jahr 2018 ihr Buch Der europäische Traum veröffentlichte,[1] blickte Europa bereits auf eine wechselvolle Geschichte zurück; insbesondere die Jahre 1945, 1989 und 2015 stehen als Chiffren für grundlegende Veränderungen. Bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkrieges entstand im Jahr 1949 eine neue deutsche Demokratie. Statt der Staatswirtschaft kam die Soziale Marktwirtschaft, das erfolgreichste Gesellschafts- und Wirtschaftssystem Europas. Und Deutschland stand nach dem Zweiten Weltkrieg nicht allein da: Die Bundesrepublik wurde Teil der europäischen Staatengemeinschaft und des westlichen Wertebündnisses.

Ernest Renan, französischer Philosoph und Mitglied der Académie française, sprach 1882 von der »Seele« der Nation, die heute durch das Wort ›Identität‹ ersetzt wird.[2]  Wir haben aber über Jahre übersehen, dass unsere Institutionen heute ihre Kräfte verloren haben; Staat und Nation sind schwach geworden. Wie oft müssen wir stattdessen feststellen, dass Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Nationalismus Urständ feiern. Viele Mitglieder der Europäischen Union versuchen, die Integration Europas nicht nur zu stören, sie versuchen sie zu sprengen. Daraus folgend ist zur Gewährleistung von Frieden, Freiheit und Sicherheit eine

»weitere […] Institutionenbildung auf europäischer Ebene notwendig […]. Vereinigungsprozesse, wie der europäische, erfordern ein gemeinsames Verständnis von Demokratie und den Grundlagen sowie den Werten, auf denen die Demokratie aufbaut.«[3]

[...]

[1] Aleida Assmann, Der europäische Traum, München 2018.[2] Ebd. S. 75 ff.

[3] Jürgen Rüttgers, Mehr Demokratie in Europa, Die Wahrheit über Europas Zukunft, Baden Baden 2016, S. 21ff.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.1-2-2024 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024