Gewünschte Kinder als Investitionsobjekte Zur Expansion (sozial-)investiver Verständnisse von Kindern
Wir möchten diesen Beitrag mit einer Irritation beginnen, die sich im Rahmen der Einzelfallanalyse eines Kinderwunschratgebers eingestellt hat.[1] In einem von der renommierten psychotherapeutischen »Deutschen Gesellschaft für Kinderwunschberatung e.V.« herausgegebenem Werk heißt es in einem Kapitel zur Vorbereitung auf Erfahrungen in der medizinischen Kinderwunschbehandlung:
»Für viele Paare ist es außerdem besonders schwer, ein Ziel aufzugeben, in das sie bereits sehr viel investiert haben. Das Gefühl, dass das eingesetzte Geld, die damit verbrachte Zeit, die Nerven und Tränen letztlich in Anführungszeichen umsonst gewesen sein sollen, lassen Sie das Ende der Behandlung immer weiter hinauszögern. Diese Logik gleicht der eines Kaufmanns, der weiterhin in ein lieb gewonnenes, aber bereits gescheitertes Projekt investiert, in der Hoffnung irgendwann doch einen Gewinn verzeichnen zu können, obwohl er insgeheim genau weiß, dass sich dieser nicht mehr einstellen wird. Für Kinderwunschpaare besteht allerdings insofern ein Unterschied, als mit dem Ende der Kinderwunschbehandlung ja nicht nur ein singuläres Vorhaben scheitert, sondern eine ganze Lebensperspektive und das letzte Fünkchen Hoffnung oft nicht erlischt.«[2]
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[2] Julia Zimmermann, Medizinische Kinderwunschbehandlung – wie können wir uns gut vorbereiten?, in: Doris Wallraff u. a. (Hg.), Kinderwunsch. Der Ratgeber des Beratungsnetzwerks Kinderwunsch Deutschland (BKiD), Stuttgart 2015.
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 3-4-2024 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024