Gescheitert am eigenen System Der politische Niedergang Walter Ulbrichts

Von Alina Kröber

Was braucht es in einer Diktatur, um sich störender Parteimitglieder zu entledigen? In einem Staat, in dem die politische Praxis jederzeit so modifiziert werden konnte, dass sie dem Willen und den Zielen der Einheitspartei entsprach, liegt die Annahme nicht fern, dass eine rechtliche Argumentation wohl nicht von Nöten war. Für diese Hypothese spricht der Fall des Rücktritts des Ersten Sekretärs des Zentralkomitees (ZK) der SED, Walter Ulbricht. Getrieben von Machthunger und Antipathien versuchte die Ulbricht-Opposition um Erich Honecker und seine Frau Margot ab Mitte der 1960er Jahre, Ulbricht vor allem durch die Diskreditierung seiner engsten Vertrauten in der Partei langsam zu entmachten. Lange Zeit wurde keinerlei direkte Kritik am Parteiführer geübt. War das eine vertane Chance? Hätten sich die Ulbricht-Kritiker nicht doch auch auf eine rechtliche Grundlage stützen können, um so kurzen Prozess mit dem ihnen so verhassten Politiker zu machen?

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.  2-2023 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2023