Erfolgreich scheitern? Versuch einer psychologischen Standortbestimmung

Von Olaf Morgenroth

Handeln ist immer ein Wagnis. Indem wir handeln, gestalten wir unser Leben und kommen mit anderen zusammen in einer gemeinsam geteilten Welt. Durch Handeln kann im Idealfall Neues entstehen. Zugleich trägt jedes Handeln das potenzielle Scheitern in sich. Man kann selbst dann scheitern, wenn man nicht handelt, denn Leben ist Veränderung. Wer darauf nicht reagiert, hat schon verloren.[1] Man kann also annehmen, dass Scheitern universell ist. Scheitern kann sich an jedem Ort zu jeder Zeit ereignen. Variabel hingegen sind die sozial konstruierten Bedeutungen, die dem Scheitern zugeschrieben werden und die beeinflussen, mit welchen Konsequenzen es verbunden ist, biologisch, psychisch und sozial. Darüber hinaus existieren beträchtliche individuelle Freiheitsgrade im Umgang mit Scheitern.

[1] Gorbatschows berühmtes Dictum: „Ich glaube, Gefahren lauern nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.“ Vgl. Christoph Bock, Gorbatschow hat den berühmten Satz nie gesagt, 16.10.2014, tinyurl.com/indes232f1.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.  2-2023 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2023