»Die da oben führen was im Schilde« Verschwörungsdenken in Deutschland und Österreich im Vergleich
Von Querdenkern und Reichsbürgern bis hin zum »großen Austausch« oder der Ansicht, der Klimawandel sei eine Erfindung – viele Menschen glauben, dass finstere Mächte im Verborgenen die Fäden ziehen und wichtige politische Entscheidungen aus eigennützigen Motiven treffen. Auch politische Parteien verwenden vermehrt Verschwörungstheorien, um ihre Wähler:innen zu mobilisieren.[1]
Verschwörungstheorien und der Glaube daran sind kein neues Phänomen, verdienen aber im Zusammenhang mit dem Aufstieg des Populismus und seinen Gefahren für die liberale Demokratie neue Aufmerksamkeit. In den letzten Jahren haben rechtspopulistische und radikale Parteien in den politischen Systemen Europas an Zulauf gewonnen.[2] In einer als »post-truth«[3] definierten Ära, in der persönliche Glaubenssätze, Meinungen und Emotionen oft überzeugender wirken als objektive Fakten und wissenschaftlich validiertes Wissen, ist zu erwarten, dass diese Parteien Verschwörungstheorien in ihrem Diskurs nutzen oder zumindest von deren Verbreitung profitieren. Populismus und Verschwörungstheorien gehen »Hand in Hand«[4] und es bestehen entscheidende Parallelen zwischen beiden Phänomenen.
Vor diesem Hintergrund geht der Beitrag folgenden Fragen nach: Wie verbreitet ist eine sogenannte Verschwörungsmentalität und welche Parteien werden von Verschwörungstheoretikern gewählt? Als Analysegrundlage dienen die Daten des European Social Survey (Wave 10), die einen Vergleich der Verschwörungsmentalität in Deutschland und Österreich ermöglichen.
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[3] Lee McIntyre, Post-truth, Cambridge, MA 2018.
[4] Bruno Castanho Silva u. a., The elite is up to something: Exploring the relation between populism and belief in conspiracy theories, in: Swiss political science review, H. 4/2017, S. 423–443, hier S. 423.
Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H.1-2-2024 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2024