Habbo Knoch

Prof. Dr. Habbo Knoch, geb. 1969, lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität zu Köln und war von 2008 bis 2014 Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.

Beiträge

  • INDES H. 4-2018

    »Heimat« Konjunkturen eines politischen Konzepts

    »In ihrer ursprünglichen, in der Romantik entstandenen und bis heute prägenden Variante verkörpert 𠌊Heimat‹ eine modernisierungskritische Sehnsucht nach identitätsstiftenden Bezugspunkten, die keiner Veränderung zu unterliegen scheinen«, so schreibt Habbo Knoch in seinem Beitrag. Als politisches Konzept repräsentiere Heimat eine antipluralistische und antiemanzipatorische Ordnung, in der deutungsstarke Akteure anderen vorschreiben wollten, wie sie zu leben hätten – wobei die Wirkungsmacht des politischen Heimat-Konzeptes daraus resultiere, dass es nicht lediglich auf der Gefühlsebene verankert sei, sondern außerdem in Gestalt u.a. von Heimatvereinen in einer breiten, von Staat und Gesellschaft organisierten kulturellen Infrastruktur gründe. Gleichwohl unterliege das Heimatverständnis seit den 1960er Jahren andererseits grundlegenden Wandlungen, weshalb Heimat heute zunehmend als ökonomisierte Erlebnisressource und temporäre Gegenwelt fungiere, die ihre anti-modernistischen und völkischen Zuschreibungen weitgehend verloren habe.

    Schlagworte: Heimat

    INDES-Ausgabe »Heimat«
  • INDES H. 1-2016

    Die Serie »Holocaust« Geschichtsvermittlung als Fernsehunterhaltung

    Die Ausstrahlung der amerikanischen Fernsehserie »Holocaust« in der Bundesrepublik im Januar 1979 wurde bereits von Zeitgenossen wie Heinrich Böll als Zäsur der bundesdeutschen Erinnerungskultur betrachtet. Seitdem hat sich das Bild verfestigt, die Serie als eigentlichen Auftakt für den Übergang „vom Beschweigen zur Medialisierung“ und für die heute dominante Zentrierung der bundesdeutschen Erinnerungskultur um den Mord an den europäischen Juden zu betrachten. Anders als in den wenigen früheren dokumentarischen Film- und Fernsehproduktionen wurden Juden nun selbst als identifizierbare, wenngleich fiktionale Akteure sichtbar. Gleichwohl waren die Kritiken an der Serie als verharmlosende Populärhistorie sehr emotional. Und vor allem die ersten Jahre nach »Holocaust« waren von einem intensiven Ringen um die Deutungshoheit des nationalen Identitätsnarrativs geprägt

    Schlagworte: Nationalsozialismus, Geschichtswissenschaft, Geschichte der BRD

    INDES-Ausgabe »1979«