Fremdheit und Heimat in Stadt und Land Über Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Von Liane Bednarz

Seit einigen Jahren ist das Thema »Heimat« in aller Munde. Während bereits der Begriff als solcher bis weit in die 2000er Jahre hinein außerhalb konservativer Kreise als verstaubt, ja spießig galt, gibt es inzwischen einen lebhaften Diskurs um die Fragen, was Heimat heutzutage bedeutet und welchen Stellenwert sie hat. Medial hat die Heimat dabei besonders in den letzten drei bis vier Jahren große Aufmerksamkeit erfahren, vor allem in der schreibenden Zunft. Aber auch in der deutschen Politik ist die Heimat in den Fokus gerückt – was sich besonders plakativ daran zeigt, dass es seit der letzten Bundestagswahl sogar ein Bundesministerium für Heimat gibt.

Globalisierung und rechte Instrumentalisierung – Ursachen der Heimat-Renaissance

Die Renaissance der Beschäftigung mit dem Themenkomplex Heimat hat im Wesentlichen zwei Ursachen. Zum einen zeigt sich darin eine Art Gegenreflex auf die Globalisierung und die diese beschleunigende Digitalisierung – je schneller sich die Welt gefühlt dreht und je mehr sich der Eindruck verfestigt, sich darin zu verlieren, umso stärker bildet sich eine Rückbesinnung auf die Verwurzelung in kleinen, lokalen Einheiten heraus. Treffend untertitelte etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung Anfang Januar 2019 den Beitrag »Heimat heute« mit dem Verweis, dass »in der Globalisierung die Sehnsucht« nach der Region wachse.[1]

Zum anderen wird so viel über Heimat gesprochen, weil sich rechte Parteien und Gruppierungen diesen Begriff seit einiger Zeit auffällig oft und teilweise sogar im wahrsten Sinne des Wortes auf die Fahnen geschrieben haben. Ihr Begriffsverständnis ist allerdings instrumentell: Sie weisen der Heimat eine auf Deutsche zugeschnittene Bedeutung zu und interpretieren sie demgemäß so, dass »Fremde« nicht dazugehören und ausgegrenzt werden. […]

Anmerkungen

[1] Philipp Krohn, Heimat heute. In der Globalisierung wächst die Sehnsucht nach der Region, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.01.2019.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 4-2018 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2018