Grenzen der Privatsphäre Neues über Liberalismus und Religion

Von Johannes Fioole

»Ja, ich meine auch eigentlich Gott!«

Im Februar 2016 sendet der niederländische Nachrichtensender NPO Radio 1 ein Interview[1] mit dem katholischen Kulturtheologen Frank Bosman, der im Rahmen einer Debatte zur Sterbehilfe die These vertritt, das Individuum verfüge nicht über sein eigenes Leben. Rund fünf Minuten lang bemüht sich Bosman, sein Argument mit säkularen Gründen zu rechtfertigen, und kündigt zu Beginn des Gesprächs auch explizit an, dass sein Plädoyer unabhängig von Gott sei. Es lautet wie folgt: Das, was das Individuum ausmache, sei wesentlich das Produkt der Investitionen anderer: von Eltern, Kollegen, Lehrern und so weiter. Das lebensmüde Individuum übersehe, dass sein Leben eigentlich gar nicht privat sei, sondern einen unbedingten Wert für ihm nahestehende Menschen habe. Für die Umgebung eines Individuums sei das Leben des Individuums prinzipiell wert- und sinnvoll, so Bosman. Ein Anspruch auf Sterbehilfe sei demnach abzulehnen, schlussfolgert er. Die Interviewerin Margje Fikse leckt nunmehr Blut. Am Ende des Gesprächs entfaltet sich eine Dynamik, die es wörtlich wiederzugeben lohnt. […]

Anmerkungen:

[1] Vgl. NPO Radio 1: Dit is de Dag: Je bent niet de Baas over je Eigen Leven, Sendung vom 05.02.2016, URL: http://www.radio1.nl/item/342568-%27Je%20bent%20niet%20de%20baas%20over%20je%20eigen%20leven%27.html [eingesehen am 14.04.2016].

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 2-2016 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2016