Das Viertel als Heimat Warum ein Perspektivwechsel in der Debatte um »Problemviertel« nötig ist

Von Christoph Hoeft  /  Sören Messinger  /  Jonas Rugenstein

Jede deutsche Großstadt hat diese Orte, die in der allgemeinen Wahrnehmung mit vermüllten Straßenzügen, trostlosen Betonfassaden, Betrunkenen auf den öffentlichen Plätzen und gewalttätigen Jugendlichen verbunden werden. Es sind Stadtviertel, die in der Alltagssprache gerne als »Problemviertel« bezeichnet werden. Sie gelten als hässliche und gefährliche Orte zugleich. Aber auch im offiziellen Sprachgebrauch werden nur wenig schmeichelhaftere Begriffe verwendet. Hier ist von »sozialen Brennpunkten«, »Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf« oder »sozial schwachen Stadtteilen« die Rede.[1] Die Definition erfolgt dementsprechend auch über spezifische Probleme, die es zu lösen gilt. So werden beim staatlichen Förder- und Investitionsprogramm Soziale Stadt »benachteiligte Stadtteile« als »Stadtteile mit komplexen Problemlagen, beispielsweise im Hinblick auf Sozial- und Wirtschaftsstruktur, Ausstattung mit sozialer und stadtteilkultureller Infrastruktur, baulichen Zustand, Qualität von Wohnungen, Wohnumfeld, Umwelt«[2] definiert. Auch in der staatlichen Perspektive steht also das Problem der Stadtteile im Mittelpunkt. […]

Anmerkungen:

[1] Vgl. für die Entwicklung der Begriffe: Hans-Jürgen Hohm, Urbane soziale Brennpunkte, Exklusion und soziale Hilfe, Opladen 2003, S. 38 f.

[2] O.V., Programmgebiete [eingesehen am 21.04.2015].

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 2-2015 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2015