Bebel – Ebert – Brandt Schicksalsjahr der deutschen Sozialdemokratie

Von Franz Walter

Was für ein Jahr für die deutschen Sozialdemokraten. 1913 starb ihr schon zu Lebzeiten legendärer Tribun und Parteiführer August Bebel. 1913 rückte dann als neuer Mann an die Parteispitze der spätere erste Reichspräsident in der ersten deutschen Demokratie, Friedrich Ebert also. Und auf die Welt kam in diesem Jahr, in dem die Sozialdemokraten überdies das Jubiläum ihres fünfzigjährigen Bestehens feiern konnten, die Lichtgestalt der linken Volkspartei in der Bundesrepublik der 1960er und 1970er Jahre, Willy Brandt. Und 1913 kreuzten sich die großen Entwicklungslinien dieser Partei: der Kulminationspunkt im Aufstieg einer sozialen Bewegung; allmähliche Stagnationen in der durchorganisierten Apparatpartei als frühe Indikatoren für die geistige, politische und agitatorische Erstarrung des Sozialismus in der späteren Kriegs- und Zwischenkriegszeit; schließlich die ersten Sprossen – oder auch die letzten Blüten? – einer nun neuen sozialen Demokratie, erwachsen im Niedergang von Marxismus und proletarischem Klassensozialismus.

Mit August Bebel schied am 13. August 1913 die große, noch lange als heroisch, aufopferungsvoll und sieggekrönt besungene Phase der Arbeiterbewegung, die sich ein halbes Jahrhundert lang im steten Aufstieg gesehen hatte, dahin. Als Bebel, 1840 geboren, nach einer bedrückenden Kindheit die Politik entdeckte […]

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 2-2013 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2013