Vielleicht in Grün? Über Elend und Zukunft der ökologischen Utopie

Von Frank Uekötter

Wenn nichts mehr geht, geht immer noch die Ökologie. Als Anfang der achtziger Jahre in der Bundesrepublik die sozialliberale Regierung in Agonie verfi el, trieb die Deutschen plötzlich eine ganz andere Sorge um. Wie aus dem Nichts entstand über sterbende Wälder eine aufgeregte Debatte, die Ölpreisschock und Wirtschaftskrise zeitweise an den Rand zu drängen vermochte. Ganz ähnlich die Situation, als der Kalte Krieg endete und die Mauer fi el: Die Staatenlenker der Welt versammelten sich zum Erdgipfel in Rio de Janeiro, um vor der Weltöffentlichkeit ihre Sorge um die globale Umwelt zu dokumentieren. So gesehen passt es treffl ich, dass seit Kurzem Umweltthemen in der Bundesrepublik wieder in Mode kommen, denn der Rest der politischen Szenerie schreit geradezu nach Ablenkung: öffentliche Schulden, Euro-Krise, schwarz-gelbe Koalition im Dauerstress – dann doch lieber Fluglärm, Atomprotest, »Stuttgart 21«.

Die grünen Utopien sind ein getreulicher Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Konjunkturen. Unter den Meistererzählungen der Moderne ist die Ökologie geradezu eine Art letztes Aufgebot […]

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 2-2012| © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2012