Die Volkswirtschaft ist eine Non-Profit-Organisation Warum Deutschland unter seinen Verhältnissen lebt

Von Nikolaus Kowall

In Deutschland geistern zwei sich strikt widersprechende Erzählungen über die Potenz der eigenen Volkswirtschaft durch die Medien. Zunächst grassiert eine Art Schuldenhysterie, die immer wildere Blüten treibt. In düsteren Farben malte das Handelsblatt im September 2011 die mangelnde Krisenresistenz Deutschlands an die Wand: »Die amtliche Schuldenlast Deutschlands ist auf 2.000.000.000.000 Euro gewachsen. Wer ehrlich ist, muss gewaltige Verpflichtungen der Sozialkassen hinzu addieren. Keine gute Basis, um heil durch die Finanzkrise zu kommen.«[1] Ohne die Finanzkrise mit den entsprechenden Konjunktur- und Steuereinbrüchen auch nur zu erwähnen, wird das Vermächtnis der Kanzlerin ebenfalls miserabel beurteilt: »Allein in der bisherigen Amtszeit Angela Merkels vergrößerte sich dieser Berg um 500 Milliarden Euro. Die Kanzlerin steht damit für so viele neue Schulden wie alle Bundeskanzler in mehr als vier Jahrzehnten Bundesrepublik Deutschland zusammen.«[2] Zuletzt werden die alarmistischen »Berechnungen« eines Freiburger Finanzwissenschaftlers zitiert, der eine billionenschwere Nachhaltigkeitslücke konstatiert: »Diese sieben Billionen sind ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft, ausgestellt von uns allen und einzulösen von unseren Kindern und Enkeln.«[3] Der Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Michael Hüther assistiert im Oktober 2012 in einem Interview mit der Welt: »Seit den 70ern lebt Deutschland über seine Verhältnisse.«[4]

In völligem Widerspruch dazu werden […]

Anmerkungen:

[1] Dirk Heilmann u. Axel Schrinner, Staatsverschuldung. Die unbequeme Wahrheit, in: Handelsblatt, 23.09.2011.

[2] Ebd.

[3] Ebd.

[4] Harald Hüther, »Immer nur mehr Geld«, in: Die Welt, 27.10.2012.

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Quelle: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, H. 1-2013 | © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen, 2013